Mittwoch, 22. Oktober 2025

Überains werden

Am Samstag, dem 18. Oktober, wurde im Rahmen einer Erinnerungsfeier der Opfer der Hexenprozesse gedacht.


Im Jahr 1493 verurteilte das Landgericht St. Leonhard Cristina Trünkhlin, Barbara Ößlin und Wolfin als Hexen. Laut der Urgicht, dem unter Folter erpressten „Geständnis“ vom 21. März 1493, sollen die drei Frauen Schadenzauber gegen den Burgherrn Wolfgang von Pain angewandt haben. Der Prozess gilt als der erste im Raum Österreich, bei dem der Vorwurf des „Teufelspakts“ zu Hinrichtungen führte. Infolge des Prozesses wurden weitere Personen der Hexerei bezichtigt – die genaue Opferzahl ist unbekannt.

Im heutigen Bad St. Leonhard im Lavanttal wird nun ein Erinnerungszeichen realisiert, das jener drei Frauen und aller Opfer der Hexenverfolgung im Lavanttal gedenkt. Das Projekt wurde durch die freie Kulturinitiative Container 25 im Rahmen des Projekts „Nullpunkte der Gewalt im Lavanttal“ initiiert und von Adina Camhy konzipiert. Die Realisierung wurde von der Gemeinde Bad St. Leonhard und dem Land Kärnten unterstützt. Die Worte „Überains werden“ in einen Hang gemäht. „Überains wurden“ sich die verurteilten Frauen laut Anklage darin, dem Burgherrn zu schaden. Aber „Überains werden“ sollte hier laut Künstlerin als Zeichen für Solidarität und gemeinsames Erinnern stehen.

Damit der Schriftzug lesbar bleibt, muss die Weide wieder und wieder gemäht werden. Das Mähen des Schriftzugs wird zu einer unaufhörlichen Erinnerungsarbeit. Dieses vergängliche Monument befindet sich nahe des Wanderwegs Q3 (Knappenbründlweg), wo eine Gedenktafel angebracht wurde.

Ebenda fand mit einleitenden Worten von Bürgermeister Dieter Dohr und Vizebürgermeister Andreas Pichler eine Erinnerungsfeier statt. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von Christian Minibek mit Dudelsackklängen.

 Nach einleitenden Worten der Künstlerin, berichteten Daniel Gönitzer und Katharina Pressl über ihr Buchprojekt „Nullpunkte der Gewalt“ in dem sie unter anderem auch über die Hexenverfolgung im Lavanttal schreiben. Berührend und erschütternd ist dabei der Bezug zur Gegenwart, in der man in den sozialen Medien Personen und Personengruppen anonym an den Pranger stellen kann.

Nach den Reden und Vorträgen fanden die zahlreichen interessierten Teilnehmer beim Buffet, das von der Gemeinde Bad St. Leonhard gesponsert wurde, noch Gelegenheit für Gespräche und Austausch. Herzlichen Dank allen Unterstützern dieser gerade in der heutigen Zeit wichtigen Initiative zum Zeichen für Solidarität. Dieses Bewusstmachen, dass hier bei uns Menschen verfolgt und ihnen Unrecht angetan wurde, ist durchaus schmerzhaft und eckt oft an. Jedoch sollten wir darin „überains werden“, dass wir uns erinnern müssen, um nicht zu vergessen.


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